Die psychoanalytische Gemeinschaft ringt immer erneut um ihr ins Wanken geratenes Selbstverständnis – in ihren äußeren wie inneren Bezügen. Sie ist angetreten, mittels des ihrer Methode inhärenten aufklärerischen Potentials den einzelnen Menschen wie auch soziale Gruppierungen von entwicklungshemmenden und normativen Denkmustern und Tabus zu befreien und zu selbstverantwortlichem Handeln zu befähigen. Ihren kreativen, wachstumsfördernden Kräften steht eine destruktive Seite gegenüber, die das dynamische Gleichgewicht auch immer wieder ernsthaft labilisiert. Wir können diese Tendenzen sowohl individuell, in kleinen Gruppenbezügen, in unserer Fachgesellschaft wie im gesamt-gesellschaftlichen Kontext wiederfinden. Innere und äußere Bedrohungen potenzieren sich gegenseitig und lassen uns in die Aufrechterhaltung und Bekämpfung von Feindbildern ausweichen. – In diesem Sinne werden die aktuellen Konflikte, die uns heute in der DPG beschäftigen als Wiederkehr des Verdrängten verstanden und in einer Reihe von transgenerational weitergereichten dysfunktionalen Konfliktlösungsmustern verortet. Andererseits hat die kürzlich stattgefundene Tagung Zur Zukunft der DPG in Arnoldshain eindrucksvoll bewiesen, wie sehr wir voneinander profitieren können, wenn Ambivalenz zugelassen, Unterschiedlichkeit anerkannt statt entwertet wird und daraus neue Impulse und gemeinsames Wachsen entsteht. Die Tatsache, dass durch konstruktives Austragen von Konflikten und ernsthaften Austausch mit Achtung füreinander eine verändernde Kraft der Konfliktlösung entstand, wurde für alle Beteiligten als gemeinsame Erfahrung spürbar. Das Erleben von Entwertung im Kontext theoretischer und behandlungstechnischer Diskussionen, im institutsinternen Klima der Ausbildung, in der Prüfungs- und Feedback-Kultur an unseren Instituten und überregional in der DPG konfrontiert uns mit oft unvereinbar erscheinenden Frontbildungen. In der Reflexion des »WIE« unserer Kommunikation (Diskursethik) wollen wir in einen transgenerationalen Austausch eintreten, der sich mit den Fragen beschäftigt: »Wie werden wir konfliktfähig? Wie können wir Vielfalt der Interessen und Meinungen zulassen und darin das Verbindende suchen? Wie können wir zu einem Hören aufeinander und Sprechen miteinander finden, dass uns zunehmend befähigt, das drohend Destruktive an Konflikten in Richtung Wachstum zu transformieren? In der ersten Hälfte der zweistündigen Veranstaltung sollen zunächst in vier kurzen Impulsreferaten nachfolgende Aspekte beleuchtet werden, um anschließend in eine differenzierte Diskussion zu treten: * Die Wiederkehr des Verdrängten: transgenerationale Weitergabe von destruktiven Prozessen und die Suche nach neuen Wegen; * Von der Entwertung zum konstruktiven Miteinander: Was können wir von der Gruppenkonferenz in Arnoldhain für unsere Fachgesellschafft lernen? * Rollenkultur versus Beziehungskultur; * Die Ambivalenz des Erbens: Prüfen, Entkernen, ins Eigene transformieren. Gedanken aus Sicht eines Kandidaten.